Aufklärung des Denkens
„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, so schreibt Immanuel Kant in seinem Aufsatz „Beanwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ (1784).
Die Geschichte der Aufklärung ist immer auch eine Geschichte des richtigen Denkens gewesen. Sie will Menschen darin begleiten, die eigene Rationalität und Urteilskraft selbständig zu gebrauchen. Schon vor rund zweieinhalbtausend Jahren hat Sokrates (470-399 v. Chr.) den Weg zur Erkenntnis durch richtiges Denken und Argumentieren verfolgt. Über gezieltes methodisches Fragen konnte er Denkgewohnheiten und sozio-kulturelle Abhängigkeiten hinterfragen, um neue Wege im Denken und Handeln zu eröffnen. Seitdem ist kritisches, reflexives und diskursives Denken ein zentrales Instrument jedes aufklärerischen Projektes geworden, das über die Neuzeit bei R. Descartes, J. Locke und I. Kant bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts aktuell ist.
Allerdings scheinen heute viele Methoden, Ideen und Instrumente dieser Tradition für unsere plurale und globale Welt nicht mehr geeignet zu sein. Die Anforderungen heutiger Verhältnisse im beruflichen, öffentlichen und privaten Leben erscheinen derart komplex, dass sie mit den Möglichkeiten der Aufklärung nicht mehr zu bewältigen sind. Vernetzte Daten- und Informationsfluten haben einen Grad von Unübersichtlichkeit angenommen, die jede Form an Klarheit und Einsicht unmöglich machen. Aufklärerisches Denken scheint hier fehl am Platz.
Gerade diese Probleme und Herausforderungen einer komplexen und vernetzten modernen Welt zeigen unserer Meinung nach aber genau das Gegenteil. Sie verdeutlichen die Notwendigkeit unserer Zeit – Orientierung und Ordnung, Systematik und Überblick im Denken wiederzugewinnen. Wenn wir die Autonomie unseres Entscheidens und Handelns erhalten wollen, müssen wir lernen, die komplexen Formen systematischen und systemischen Denkens zu beherrschen. Ohne dieses Denken verlieren wir unsere Autonomie. Ohne diese Kompetenzen büßen wir unsere Freiheit in Beruf und Alltag ein.
Deshalb ist unser zentrales Anliegen, diese kognitiven Kompetenzen mit Ihnen in konzentrierter, aber spielerischer Form zu trainieren. Durch anschaulichen und kreativen Umgang sollen Methoden systematischen und systemischen Denkens vermittelt werden. Einerseits stärken wir durch begriffliche und methodische Schulung Ihre eigene Reflexivität, die Ihnen ermöglicht, autonome Spielräume zu eröffnen, um Entscheidungen und Handlungsstrategien selbstgewiss meistern zu können. Das bewirkt letzendlich die Steigerung Ihrerer eigenen Urteilskraft, die bspw. auch zu einer Befreiung von Stress und Ängsten führt und Sie souveräner in Alltag und Beruf werden lässt. Dazu werden wir andererseits auf zentrale Methoden aus den Kognitionswissenschaften und der Humanitären Psychologie (E. Fromm; A. Maslow; M.B. Rosenberg) verweisen, um Ihnen hier einen Überblick auf den aktuellen Wissenstand zu ermöglichen.
Denken der Aufklärung
Wir stehen deshalb ganz in der Tradition der Aufklärung und des Humanismus. Sowohl die Aufklärung als auch der Humanismus sind dementsprechend keine antiquierten, für unsere Zeit ungeeigneten Strömungen. Vielmehr bieten sie ein unerschöpfliches Potential, um die Anforderungen einer globalen und vernetzen Welt in Autonomie und Freiheit gerecht zu werden. Dafür müssen sie aber in Vermittlung zu aktuellen Problem und Ansprüchen, Erwartungen und Bedingungen angepasst werden, so dass wir Ihre volle Gestaltungskraft ausschöpfen können. Genau das ist unser Ziel.
Folgende zentrale Fragen sind deshalb für uns leitend: Was ist Denken? Wie ordne ich mein Denken und wie orientiere ich mich in meinem eigenen Denken? Warum denke und urteile ich so und nicht anders? Wo sind Anfänge und Grenzen des Denkens? Was heißt ganz allgemein das Denken zu denken?
Das führt uns in Bereiche der Reflexivität und des Bewusstseins, zu verschiedenen Methoden des Denkens bis hin zu unterschiedlichen Formen der Autonomie und Freiheit. Alle diese Bereiche stehen jeweils in einem Verhältnis zueinander, sodass die Methoden des Denkens entscheidene Wirkungen auf die Autonomie – und umgekehrt – ausüben. Es handelt sich hier nicht um abstrakte, rein wissenschaftlich oder nur philosophisch im Glasperlenspiel des Elfenbeinturms relevante Fragestellungen. Vielmehr haben sie einen zentralen und konkreten Einfluss auf unsere Lebenswirklichkeit in Alltag und Beruf. Sie betreffen uns im Wesen unserer Existenz. Aufklärung ist deshalb immer auch Selbstaufklärung.
Ohne diese Selbstaufklärung verlieren wir unsere Autonomie, die uns als Menschen ausmacht. Aufklärung bedeutet also Selbstvergewisserung im Denken. Sie bedeutet Selbtbegegnung und Selbstbildung im eigenen Denken. Das betrifft immer sowohl das eigene (reflexive) Denken als auch das (diskursive) Denken im Gespräch mit anderen. Wenn wir freier und autonomer leben wollen, dann müssen wir uns also wieder auf die Suche nach unserem eigenen Denken machen. Wir wollen Sie auf diesem Weg begleiten und unterstützen!